Im Kilmartin Glen in Schottland liegen einige bedeutende prähistorische Monumente, eingebettet in eine ruhige, offene Landschaft voller Geschichte. In diesem Beitrag nehmen wir dich mit zu drei besonderen Orten, die du hier entdecken kannst: die Nether Largie Standing Stones, den Temple Wood Stone Circle und die alten Cairns.
Alle drei liegen nur wenige Schritte voneinander entfernt und erzählen Geschichten, die mehrere tausend Jahre alt sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Steine, Kreise, Gräber – was Dich im Herzen von Kilmartin Glen erwartet
- 2 Kleiner Rundweg: Tiefe historische Einblicke
- 3 Nether Largie Standing Stones: Himmelszeichen aus der Bronzezeit
- 4 Temple Wood Stone Circle: Ein Ort im Rhythmus von Sonne, Mond und Erinnerung
- 5 Nether Largie Cairns: ein steinerner Blick in die Vergangenheit
- 6 Weitere Sehenswürdigkeiten in und bei Kilmartin
- 7 Natur und Landschaft: Zwischen Wiesen, Hügeln und altem Wald
- 8 Erfahrungsbericht
- 9 FAQ
Steine, Kreise, Gräber – was Dich im Herzen von Kilmartin Glen erwartet
Wenn Du das Kilmartin Glen betrittst, stehst Du mitten in einer der ältesten Kulturlandschaften Schottlands. Was hier auf engem Raum liegt, ist nicht einfach nur alt – es ist rätselhaft, beeindruckend und voller Geschichte.
Drei Orte stehen dabei im Mittelpunkt:
Du wanderst zwischen hohen, geheimnisvoll ausgerichteten Steinen – den Nether Largie Standing Stones. Gleich daneben führt Dich ein kleiner Pfad in den Temple Wood Stone Circle, wo uralte Rituale spürbar scheinen. Und ein paar Schritte weiter stößt Du auf mehrere Cairns, große Grabhügel, die einst für bedeutende Menschen errichtet wurden.
Diese drei Orte sind mehr als Steine im Feld. Sie erzählen von einer Zeit vor über 3000 Jahren – und davon, wie wichtig Natur, Himmel und Erinnerung für die Menschen damals waren.
Kleiner Rundweg: Tiefe historische Einblicke
Wir haben hier eine kleine Rundwanderung für Dich mit Karte zusammengestellt. So kannst du die drei Relikte bei einem kurzen Spaziergang entdecken.
Nether Largie Standing Stones: Himmelszeichen aus der Bronzezeit
Mitten auf einer offenen Wiese ragen sie auf: fünf große Steine, aufgestellt in einer x-förmigen Anordnung. Auf den ersten Blick wirken sie zufällig verteilt, doch wenn Du genauer hinschaust, erkennst Du schnell: Das hier folgt einem Plan.
Die Nether Largie Standing Stones wurden vor rund 3200 Jahren errichtet – vermutlich von bronzezeitlichen Bauern. Drei der Steine tragen eingeritzte Kreise und Vertiefungen, sogenannte cup and ring marks, die schon 1500 Jahre älter sind als die Steine selbst. Man hat also bereits deutlich früher Felskunst betrieben und später diese bearbeiteten Platten für die Anlage wiederverwendet.
Was genau hier geschah, weiß niemand sicher. Aber vieles spricht dafür, dass es nicht nur um Symbolik ging: Die Ausrichtung der Steine passt zu bestimmten Sonnen- und Mondständen. Es könnte also sein, dass die Menschen hier den Himmel beobachteten – vielleicht, um Jahreszeiten zu bestimmen oder Feste zu planen.
Wenn Du zwischen den Steinen stehst, spürst Du sofort, dass dieser Ort etwas mit Dir macht. Nicht, weil er spektakulär inszeniert ist, sondern weil er so schlicht und offen daliegt. Kein Zaun, kein Eintritt, keine großen Erklärungen – nur Wind, Gras, und Steine, die Fragen stellen.
Temple Wood Stone Circle: Ein Ort im Rhythmus von Sonne, Mond und Erinnerung
Nur ein paar Schritte von den Standing Stones entfernt führt Dich ein kleiner Pfad in ein Waldstück – und mitten hinein in den Temple Wood Stone Circle. Was heute ruhig und fast verwunschen wirkt, war vor Tausenden von Jahren ein Ort intensiver Rituale, Bestattungen und Himmelsbeobachtungen.
Die Ursprünge reichen etwa 5000 Jahre zurück. Damals standen hier zunächst hölzerne Pfosten – ein Kreis aus Holz, der später durch Steine ersetzt wurde. Heute siehst Du zwei Steinkreise: einen nördlichen, stark vereinfacht, und einen südlichen, mit über einem Dutzend aufrechter Steine.
Was Dich hier erwartet, ist mehr als nur ein Kreis aus Steinen. Zwischen ihnen fanden Archäologen Gräber, in denen sowohl Erwachsene als auch Kinder beigesetzt wurden. Einer dieser Gräber trug Spuren eines Bogenschützen – zumindest deuten Pfeilspitzen und ein Bechergefäß darauf hin. Sein Körper war längst vergangen, aber im Boden blieben chemische Spuren zurück. In einem anderen Grab wurde der Zahn eines vier- bis sechsjährigen Kindes entdeckt.
Rund um die Gräber legte man kleine Hügel aus Steinen an, sogenannte Cairns, und setzte Steinplatten zwischen die aufrechten Steine – als ob man den Kreis verschließen wollte. Zwei der Grabeingänge zeigen in Richtung Südosten – genau dorthin, wo der Vollmond zur Wintersonnenwende aufgeht.
Nether Largie Cairns: ein steinerner Blick in die Vergangenheit
Ein kurzer Weg durch das Tal bringt Dich zu einem auffälligen Steinhügel – dem Grabhügel von Nether Largie South. Was auf den ersten Blick wie ein einfacher Steinhaufen wirkt, verbirgt eines der ältesten Monumente im gesamten Kilmartin Glen: eine neolithische Grabkammer, gebaut vor rund 5600 bis 5500 Jahren.
Wenn Du durch die beiden Portalsteine trittst, betrittst Du einen Ort, der einst heilig war. Hier wurden Mitglieder der frühen bäuerlichen Gemeinschaft bestattet – Menschen, die offenbar eine besondere Stellung hatten. Generationen später nutzten ihre Nachfahren dieselbe Grabkammer erneut: Vor etwa 4300 Jahren legten sie Bechergefäße und Feuersteinspitzen zu den Toten – typische Beigaben der Frühbronzezeit.
Mit der Zeit wurde die Anlage umgebaut. Aus dem ursprünglichen Langgrab wurde ein runder Cairn, wie man ihn auch anderswo im Tal sieht. Zwei kleine Steingräber – sogenannte Cists – wurden hinzugefügt, gefüllt mit verbrannten und unverbrannten Überresten, mit Steinwerkzeugen und Tierknochen.
Weitere Sehenswürdigkeiten in und bei Kilmartin
Sehenswürdigkeit | Beschreibung |
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Carnasserie Castle | Ruine eines Turmhauses aus dem 16. Jahrhundert mit weitem Ausblick über das Glen – gut erhalten und frei zugänglich. |
Kilmartin Church & Graveyard | Alter Kirchhof mit frühmittelalterlichen Grabplatten, darunter kunstvoll gravierte Steine mit Symbolen und Mustern. |
Nether Largie Mid & North Cairns | Zwei weitere Grabhügel entlang der zentralen Talachse – mit eindrucksvollen Einblicken in Bestattungsriten der Bronzezeit. |
Ballymeanoch & Dunchraigaig | Komplex aus Menhiren, Grabhügeln und Henge-Anlage; ergänzt durch gut sichtbare Felsritzungen in der Umgebung. |
Dunadd Fort | Historischer Königssitz des Reiches Dál Riata – mit Felsreliefs und Aussichtspunkt, der das Tal dominiert. Hier mehr zum Dunadd Fort |
Kilmartin Museum | Modernes Museum mit Funden aus der gesamten Region – ideal für Hintergrundwissen und archäologische Kontexte. |
Natur und Landschaft: Zwischen Wiesen, Hügeln und altem Wald
Wenn du hier unterwegs bist, bewegst du dich durch eine Landschaft, die auf ganz eigene Weise still ist. Keine spektakulären Felswände, keine schroffen Klippen. Stattdessen eine offene, sanft gewellte Ebene, durchzogen von Wiesen, einzelnen Baumgruppen und kleinen Erhebungen, auf denen das Licht wie festgehalten wirkt.
Die Steine selbst stehen auf grasigem Grund. Um sie herum fließt die Landschaft weich und ruhig. Im Hintergrund ziehen sich grüne Hügel, die manchmal von Schafen und Rindern beweidet werden. Dazwischen liegen kleine Gehölze mit Eichen und Birken, deren knorrige Äste sich im Wind wiegen.
Was auffällt: Die Natur wirkt hier nicht unberührt, aber sie ist unaufdringlich. Kein Lärm, keine sichtbare Infrastruktur. Du hörst vor allem den Wind, Vogelrufe und das Rascheln des Grases. Manchmal zieht eine Krähe vorbei oder ein Falke kreist über den Feldern.
Gerade rund um den Temple Wood Stone Circle wirkt die Umgebung beinahe wie ein Garten, der sich selbst überlassen wurde. Moose, Farne, teils wild wachsender Fingerhut. Der Boden federt leicht, als hätte er all die Zeit, die hier vergangen ist, in sich aufgenommen.
Es ist diese Verbindung aus weiter Offenheit und ruhigem Grün, die diesen Ort trägt. Nichts drängt sich auf. Alles lässt dir Raum. Die Landschaft erzählt nicht nur von früher, sie gibt dir das Gefühl, dass die Zeit hier einfach anders vergeht.
Erfahrungsbericht

Nachdem wir einen Ausflug zum Dunadd Fort gemacht hatten und dort bereits tief in die beeindruckende Geschichte Schottlands eingetaucht waren, waren die Menhire von Nether Largie und die beiden anderen historischen Highlights vor Ort nicht weit.
Diese Relikte geben einen weiteren Einblick in die schottische Geschichte und Kultur aus einer anderen Zeit. Das hat uns begeistert.
Uns ist aufgefallen, dass man Orte wie diesen mit zwei Einstellungen besuchen kann. Entweder man sieht hier nur einen Ort mit ein paar Steinen auf einer Wiese, oder aber man rätselt mit darüber, welche Bedeutung die Standing Stones für die Menschen früher gehabt haben könnten.
Auch wenn wir definitiv Reisen und Abenteuer mit dem Fokus mehr auf die Natur und Landschaft legen, können wir nicht verneinen oder ignorieren, welche historische Bedeutung Orte wie diese haben. Deshalb hat sich unsere Einstellung über die Zeit definitiv verändert. Orte wie die Menhire von Nether Largie sind deshalb lohnenswert, und auch, weil sie nicht schwer zu entdecken und zu erreichen sind.
FAQ
Wie lange dauert ein Besuch der drei Orte?
Du solltest mindestens eine bis anderthalb Stunden einplanen, wenn du die Stones, den Steinkreis und die Cairns in Ruhe entdecken möchtest. Wenn du dich beeilst, ist das Ganze auch in 30 Minuten möglich.
Gibt es Eintrittskosten?
Nein, der Zugang ist kostenlos. Die Stätten sind frei zugänglich und rund um die Uhr geöffnet.
Kann ich die Steine berühren oder betreten?
Ja, du darfst dich frei zwischen den Steinen bewegen. Bitte geh aber respektvoll mit dem Ort um und vermeide es, auf den Steinen herumzuklettern.
Ist der Weg auch für Kinder geeignet?
Ja, die Wege sind kurz und leicht zu gehen. Kinder können hier viel entdecken, besonders in Temple Wood.
Gibt es vor Ort Informationstafeln?
Ja, bei allen drei Hauptorten findest du Tafeln mit Erklärungen zur Geschichte und Bedeutung der Anlagen.
Kann ich die Orte auch bei Regen besuchen?
Ja, das Gelände ist auch bei Regen zugänglich, aber dann kann es rutschig und matschig werden – also besser vorbereitet sein.
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